Theater-Regeln – Ein Leserbrief und ein Kommentar der Redaktion
29. Januar 2013 | Veröffentlicht von peve unter Allgemein, Informationen, Startseite |
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Bottrop.Heute war ich mal wieder im (Kinder-)Theater. Ein Kind aus dem Bekanntenkreis brauchte eine Begleitung, und da ich ‘Die Brüder Löwenherz’ schon immer gern mochte, begaben wir uns gespannt zur Albers-Aula und erlebten eine recht gut gemachte Inszenierung, die, soweit ich es beobachten konnte, auch den zahlreichen Kindern Spaß und aufregende Erlebnisse vermittelte.
Für mich war das Vergnügen allerdings getrübt: zum wiederholten Mal musste ich heute erleben, wie viele dieser Kinder – fast ausschließlich Abo-Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern – ununterbrochen von ihren Müttern mit Bonbons, Obst und anderen Leckereien, vorzugsweise in knisternden Papierchen, versorgt wurden!
Im Kino ist das wohl inzwischen ‘Normal’, wenn auch oft nervig. Aber im Theater? Ist dieser Unfug wirklich nötig? Verhungern Kinder in 1,5 Stunden? Kann man ihnen heutzutage nicht mehr beibringen, dass Theater eine besondere Form von Genuss darstellt? Was wächst da für eine Publikumsgeneration heran?
Heute muss ich meinem Frust mal Luft machen – ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, diese Unsitte zu bekämpfen! AD
Kommentar der Redaktion
Bottrop. Der Leserbrief von Andrea Döing hat meine Aufmerksamkeit erregt und ich habe mich sehr darüber gefreut. Es passiert leider viel zu selten, dass sich jemand öffentlich über das unakzeptable Verhalten seiner Mitmenschen äußert. Vielleicht ist es tatsächlich so normal geworden, dass es viele Menschen gar nicht mehr negativ empfinden, wenn bei ihnen oder ihrem Nachbarn scheinbar das Gefühl für Takt und Anstand in speziellen Situationen verloren gegangen ist.
Ganz besonders traurig empfinde ich das, was sie ihren Kindern hier vermittelt. Spricht man diese Mitmenschen auf ihr Verhalten an, so reagieren sie häufig völlig empört und glauben ein legitimes Recht auf ihr (schlechtes) Benehmen zu haben.
Sollten nicht auch sie gelernt haben, dass man sich, zumindest an manchen Orten, ein wenig anpassen muss und das Recht der anderen auf ein ungestörtes „Kulturerlebnis“ achten sollte?
Wenn klassische Werte und Regeln nicht mehr gelten und jeder, an jedem Ort nach eigenem Gutdünken handelt und agiert, dann kann ich verstehen, dass mancher Angst vor einer solchen Zukunft hat. Wenn wir den Respekt vor der eigenen Kultur verlieren und wenn wir nicht mehr wissen oder akzeptieren, wie wir und unsere Kinder uns in besonderen Situationen und an besonderen Orten zu verhalten haben, dann ist das keine schöne Perspektive.
Nur dann, wenn sich alle in einem geregelten Umfeld miteinander an schönen Dingen ungestört erfreuen können und dem Anderen einen gewissen Respekt entgegen bringen, wird es langfristig ein kulturelles- und auch Interkulturelles Miteinander geben und ich denke, das wollen wir doch alle.
Ich bin natürlich froh, dass es doch noch eine ganze Reihe von Menschen gibt, die mit ähnlichen Wertvorstellungen wie Andrea aufgewachsen sind. Solange bis auch die anderen begriffen haben, dass Kultur einen Rahmen braucht und der Theaterraum kein Picknickplatz, werde ich mich im Theater einfach zu diesen setzen. peve 28.01.2013
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