Ein seltenes Vitamin auf dem Welterbe Zollverein
21. Oktober 2015 | Veröffentlicht von peve unter Allgemein |
Kommentare deaktiviert
|
Ein seltenes Vitamin auf dem Welterbe Zollverein
Thomas Prochnows Werkschau „Der Zweite Öffentliche Raum“ vom 24. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016 auf Zollverein
Verlassene Gebäude üben eine starke Faszination auf den Berliner Konzeptkünstler Thomas Prochnow aus. Regelmäßig sucht er Abrisshäuser, stillgelegte Industrieanlagen oder Bunker auf und verändert sie, indem er einzelne Flächen farbig gestaltet oder geometrische Muster auf den Wänden hinterlässt. Im Anschluss fotografiert Prochnow seine Arbeiten und lässt sie zurück. Die Werkschau „Der Zweite Öffentliche Raum“ auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen zeigt nun erstmals einen Großteil der Fotografien aus den Jahren 2005 bis 2015. Die Ausstellung ist vom 24. Oktober 2015 bis zum 31. Januar 2016 täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr im Portal der Industriekultur in der ehemaligen Kohlenwäsche auf Schacht XII zu sehen. Tickets kosten zwei Euro, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre haben freien Eintritt.
Das Welterbe Zollverein hat sich seit der Schließung der Zeche im Jahr 1986 in ein lebendiges Zentrum für Kunst, Kultur, Geschichte und Design gewandelt. Verlassene Gebäude findet man auf dem Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei nur noch sehr wenige. Thomas Prochnow machte sich dennoch auf die Suche und entdeckte im August unter anderem das ehemalige Stellwerk auf Schacht XII, von wo aus früher der Schienenverkehr auf dem Zechengelände geregelt wurde. Dort schuf der Künstler die Farbinstallation „Vitamin“, die auch in der Ausstellung zu sehen ist. Gleichzeitig ist der Rundeindicker, in dem die Werkschau gezeigt wird, Ort für eine künstlerische Intervention: Mit farbigen Tapes löst Prochnow bestehende Raumstrukturen auf und stellt eine Verbindung zwischen dem Betrachter, dem Raum und den Fotografien her. „Wir freuen uns sehr darüber, dass Thomas Prochnow den Rundeindicker nicht nur in seiner Funktion als Ausstellungraum nutzt, sondern gleichermaßen für eine seiner raumgreifenden Installationen“, so Thomas Kuta, Mitarbeiter der Stiftung Zollverein und Kurator der Ausstellung.
Durch ihre Farbigkeit heben sich Prochnows Rauminterventionen deutlich von der Umgebung ab. Sie verleihen dem ausgewählten Ort eine neue ästhetische Dimension und damit auch eine weitere Bedeutungsebene. Als „Zweiten Öffentlichen Raum“ beschreibt der Künstler Orte, die dem gesellschaftlichen Blick entzogen oder funktionslos geworden sind. Prochnow interessiert sich für die Wirkung von geometrischen Formen auf solche Räume und untersucht diese mal in eindrucksvoller Farbigkeit, mal in der Konzentration auf einen einzigen Farbton. Damit knüpft er an Positionen der Minimal Art an, einer internationalen Kunstrichtung, die in den 1960er Jahren entstand. Mit der Zeche Zollverein hat der Berliner Künstler einen idealen Ort für seine Ausstellung gefunden: Das Steinkohlenbergwerk schien nach der Stilllegung zunächst funktionslos, erfährt seitdem jedoch vielfältige neue Nutzungen, was die Werkschau beispielhaft zeigt.
Begleitend zur Ausstellung erscheinen ein Katalog im Verlag Kettler (ISBN 978-3-86206-522-6) sowie eine limitierte Siebdruck-Edition.
Über Thomas Prochnow
Thomas Prochnow wurde 1978 in Gera geboren und studierte von 2004 bis 2009 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Nach seinem Diplom 2009 war er Meisterschüler in Dresden. Prochnows Arbeiten waren Bestandteile zahlreicher Gruppen- und Einzelausstellungen in den letzten Jahren. Thomas Prochnow lebt heute mit seiner Familie in Berlin.
Der Ausstellungsraum
In den Rund- beziehungsweise Dorreindickern wurde zu Betriebszeiten der Zeche der in Wasser gebundene, feine Kohlenschlamm für die Weiterverarbeitung zu Kokskohle vorbereitet. Beide Rundeindicker gehören heute zum Portal der Industriekultur, das Ende 2009 unter dem Dach der ehemaligen Kohlenwäsche auf Schacht XII eröffnete und einen beeindruckenden Überblick über das industriekulturelle Angebot des Ruhrgebiets sowie Nordrhein-Westfalens bietet. Während in einem der beiden Rundeindicker der Film RUHR360° zu sehen ist, wurde der andere zu einem Vortrags- und Ausstellungsraum umgestaltet. Seit 2011 wird der Rundeindicker I unter anderem als Ausstellungsort für zeitgenössische urbane Fotografie genutzt.
Veranstaltung: Thomas Prochnow „Der Zweite Öffentliche Raum – eine Werkschau“
Termin: 24.10.2015–31.01.2016, tägl. 10–18 Uhr [am 24., 25. und 31.12.2015 geschlossen]
Veranstalter: Stiftung Zollverein
Eintritt: 2 €, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre frei
Ort: UNESCO-Welterbe Zollverein, Areal A [Schacht XII], Kohlenwäsche [A14], Portal der Industriekultur, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen
Informationen: www.zollverein.de, info@zollverein.de, Fon 0201 2 4 6 8 10
Das UNESCO-Welterbe Zollverein
Am 14. Dezember 2001 wurden die Essener Zeche und Kokerei Zollverein offiziell als
„Industriekomplex Zeche Zollverein“ in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Die komplett
erhaltenen Anlagen repräsentieren exemplarisch die soziale, ökonomische, ästhetische und
industrielle Geschichte des Kohle- und Stahlzeitalters. Heute ist das UNESCO-Welterbe Zollverein
größte Touristenattraktion der Region und Symbol für den gelungenen Wandel eines Industriegeländes zu einem attraktiven Kultur-, Freizeit- und Wirtschaftsstandort. Rund 1,5 Mio. Gäste besuchen jährlich (2011–2014) das Welterbe Zollverein, um an einer Führung
durch den Denkmalpfad ZOLLVEREIN® – die im Originalzustand erhaltenen Übertageanlagen der
Zeche und Kokerei – teilzunehmen, das Ruhr Museum zu besuchen oder das abwechslungsreiche
tägliche Kunst- und Kulturangebot wahrzunehmen. Die Reihe ZOLLVEREIN® Konzerte besticht mit
hochkarätigen Musikveranstaltungen in industriehistorischen Räumen. Auch die zahlreichen
Freizeitmöglichkeiten – z.B. der Zollverein Park, das Werksschwimmbad und die ZOLLVEREIN®
Eisbahn – locken Besucher und Anwohner auf das Gelände. Das Welterbe Zollverein wurde zudem bereits mehrfach als beste Eventlocation Deutschlands ausgezeichnet. Auf insgesamt 14.000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche bieten die Stiftung Zollverein und ZOLLVEREIN® Convention, die Anbietergemeinschaft der ansässigen Eventlocations, eindrucksvolle Hallen und Räume für unvergessliche Events, Tagungen oder private Feiern.
Neueste Kommentare