Ein Zeichen setzen für den Frieden – Nachtlesung am 8. Mai im Grillo-Theater
13. April 2015 | Veröffentlicht von peve unter Allgemein |
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Ein Zeichen setzen für den Frieden
Nachtlesung zu 70 Jahren Kriegsende am 8. Mai im Grillo-Theater
Essen. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Damit gingen der bisher größte militärische Konflikt der Menschheitsgeschichte und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft zu Ende. Das Schauspiel Essen nimmt den Jahrestag des Kriegsendes zum Anlass, am 8. Mai 2015, also 70 Jahre nach dem historischen „Tag der Befreiung“ (Richard von Weizsäcker), mit einem umfangreichen Programm u. a. mit einer zwölfstündigen Nachtlesung sowohl zurück als auch nach vorne zu schauen. Denn mit der „Stunde Null“ verbindet sich in Deutschland nicht nur die Hoffnung auf einen Neuanfang sondern auch der Beginn der schmerzhaften Aufarbeitung deutscher Verbrechen.
Dem Thema Kriegsbegeisterung und Friedenssehnsucht widmet sich am Beispiel des Ersten Weltkrieges ab 18 Uhr im Café Central zunächst der Historiker Steffen Bruendel. In seiner Lesung „Zeitenwende 1914 – Künstler, Dichter und Denker im Ersten Weltkrieg“ geht es um Künstler und Schriftsteller, die den Kriegsausbruch 1914 jubelnd begrüßten und versuchten, dem Krieg einen höheren Sinn zu verleihen. Sie sahen ihn als geistig kulturelle Auseinander¬setzung mit den Feinden und deuteten ihn als Chance zur gesellschaftlichen Erneuerung. Viele meldeten sich sogar freiwillig an die Front – und waren umso desillusionierter, je länger der Krieg andauerte. Ausgewählte Persönlichkeiten lässt Bruendel unmittelbar zu Wort kommen: Schriftsteller wie Heinrich und Thomas Mann – sowie Ernst Toller –, Künstler wie Max Beckmann und Otto Dix, aber auch scharfzüngige Kritiker wie Kurt Tucholsky und Karl Kraus.
Einen Bogen vom Ersten Weltkrieg zum Heute schlägt das Stück „Eine Jugend in Deutschland – Krieg und Heimkehr 1914/2014“ (UA), das an diesem Abend ab 19:30 Uhr zum letzten Mal im Grillo-Theater aufgeführt wird. Ausgehend von Ernst Tollers 1933 verfasster Autobiografie beschäftigt sich dieses ungewöhnliche Theaterprojekt mit der Frage nach der Notwendigkeit kriegerischer Einsätze, aber auch damit, wie Soldaten mit ihren traumatischen Kriegserfahrungen nach ihrer Rückkehr in die Heimat umgehen bzw. weiterleben können. Damals wie heute versuchen Kriegsheimkehrer den Wiedereinstieg in ihren Alltag, stellen die Frage nach Sinn und Nutzen ihres Einsatzes und hoffen auf eine Verarbeitung ihrer Erlebnisse. Bereits ab 19 Uhr wird Dramaturgin Carola Hannusch in der Heldenbar eine Einführung zu dieser Uraufführungsinszenierung geben.
Unter dem Titel „Denn jetzt ist alles Zukunft“ beginnt schließlich um 22 Uhr eine zwölfstündige Nachtlesung: Bis zum 9. Mai um 10:00 Uhr werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schauspiel Essen gemeinsam mit Vertretern von religiösen, politischen und kulturellen Institutionen der Stadt Essen sowie Repräsentanten verschiedener Medien im Grillo-Theater Texte über Krieg und Frieden, Angst und Hoffnung, Verzweiflung und Neubeginn vortragen. Mit dabei sind u. a. Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß, Bürgermeister und TUP-Aufsichtsratsvorsitzender Franz-Josef Britz, Superintendentin Marion Greve (Evangelischer Kirchenkreis Essen), Willi Overbeck (Pfarrer i. R.), Michaela Langenheim (Pfarrerin), Uri Kaufmann (Alte Synagoge Essen), Beate Scherzer (Buchhandlung Proust), Mathias Streicher (Bistum Essen), Claus Leggewie (Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Dieter Greese (Anneliese Brost-Stiftung), Volker Troche (Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung), Hauptmann Uwe Henry Welther (Zentrum Innere Führung der Bundeswehr) sowie die Journalisten Peter Lange (Deutschlandradio Kultur), Jörg Bartel (NRZ), Ulrike Gondorf und Stefan Keim (beide WDR u. a.), Peter Ortmann (trailer ruhr u. a.) und Christian Pflug (Radio Essen).
In einer Zeit religiöser Konflikte und fremdenfeindlicher Tendenzen möchte das Schauspiel Essen über Nationalitäten- und Religionsgrenzen hinweg so an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnern und zugleich ein Zeichen setzen: für die gemeinsame Verantwortung für eine friedliche Zukunft.
– Der Eintritt bei der Lesung von Steffen Bruendel ab 18 Uhr im Café Central ist frei.
– Der Eintritt bei der Einführung zu „Eine Jugend in Deutschland“ mit Carola Hannusch ab 19 Uhr in der Heldenbar ist frei.
– Der Eintritt zur Aufführung „Eine Jugend in Deutschland – Krieg und Heimkehr 1914/2014“ ab 19:30 Uhr im Grillo-Theater beträgt im Rahmen der Rabatt-Aktion „Volle Hütte“ € 10,00 (keine weiteren Ermäßigungen möglich). Karten unter T 0201/81 22-200 oder online unter www.schauspiel-essen.de
– Der Eintritt bei der Nachtlesung von 22 Uhr bis 10 Uhr ist frei und jederzeit möglich.
Zusatz-Information:
Unter der Überschrift „Frieden zählt!“ führt der Evangelische Kirchenkreis gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern in der Zeit vom 14. April bis zum 20. Mai 2015 eine Veranstaltungsreihe durch, die sich ebenfalls das Erinnern zur Aufgabe macht und damit zugleich nach heutigen Bedingungen für friedvolles Handeln fragt.
Alle Veranstaltungen finden Sie unter www.frieden-zaehlt.de
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